Praxisbeispiele

Dafür statt dagegen

Tag der Vielfalt begeistert Schülerschaft an Wolfsburger Hauptschule

Dass sich die Schülerinnen und Schüler der Wolfsburger Hauptschule Vorsfelde einen Tag lang mit Diskriminierung, Gewalt und ähnlich wichtigen Themen beschäftigen, hat Tradition. Zuletzt fiel diese Veranstaltung aber wegen fehlender Kapazitäten aus. Bis jetzt Respekt Coach Mohamed El Jaouhari den Aktionstag wiederbelebte – allerdings mit etwas anderer Ausrichtung.

Mehrere junge Personen mit Trommeln.
Bei einem Trommelkurs konnten die Jugendlichen sich als kreatives Team erfahren.

Der Respekt Coach vom Jugendmigrationsdienst Wolfsburg (Diakonie) nahm im August 2022 seine Arbeit an der Schule auf und hatte sofort eine große Herausforderung vor sich. Mit dem „Tag der Vielfalt“, dessen Programm er in den folgenden Monaten erarbeitete, belebte er eine alte Idee mit neuem Konzept. Bis 2017 hatte es an der Schule etwas Ähnliches gegeben. Allerdings „war es immer gegen etwas“, berichtet der Lehrer Michael Mickler. „Also Tag gegen Rassismus, Tag gegen Gewalt. Wir wollten jetzt mal etwas Positives reinbringen.“

 

Respekt Coach bringt zusätzliche Kapazitäten mit

In den vergangenen Jahren hatte es der Schule an zeitlichen und personellen Kapazitäten gefehlt, den Tag zu organisieren. Mit dem neuen Respekt Coach bot sich eine neue Chance: Mohamed El Jaouhari stellte schließlich ein Programm für Vielfalt mit 16 Workshops für die gut 200 Schülerinnen und Schüler der Schule auf die Beine. „Das war sehr viel Arbeit, auch wenn ich natürlich teilweise auf bestehende Kontakte der Schule zu Trägern aufbauen konnte.“ 20 Träger galt es anzufragen und zu koordinieren, um ein möglichst vielfältiges und spannendes Programm anzubieten.

Fünf Stunden dauerten die Workshops am Tag der Vielfalt jeweils, die Bandbreite der Themen war sehr groß: Von Rassismus über geschlechtliche Identitäten, Zivilcourage, Religiosität bis hin zu den Gefahren, die in sozialen Netzwerken schlummern. Auch die Umsetzung der Themen war sehr vielfältig: Von klassischen Workshops über einen Trommelkurs oder ein Hip-Hop-Angebot bis hin zum Straßenfußball.

Ein Workshop bot den Schülerinnen und Schülern ein Bewerbungstraining, ein weiteres Angebot des JMD in Wolfsburg beschäftigte sich mit der Frage, wie man sich auf ein Vorstellungsgespräch am besten vorbereitet. Daniela Smolarczyk vom JMD packte dieses Thema an. Aber wie passt das Thema Bewerbung zum übergreifenden Motto des Tages? „Vielfalt ist, wenn alle eine Chance haben – und auch die gleichen Chancen“, erläutert die JMD-Beraterin. Eine wesentliche Aufgabe der Jugendmigrationsdienste besteht schließlich darin, junge Menschen mit Migrationsgeschichte auf dem Weg in den Arbeitsmarkt zu begleiten.

 

Mehrere junge Personen sitzen auf dem Boden in einer Turnhalle.

Der Tag der Vielfalt hatte auch viele sportliche Angebote zu bieten.

 

Musik- und Sportangebote sind besonders gefragt

Was war besonders gefragt bei den Jugendlichen? „Musik und Sport“, fasst es Mohamed El Jaouhari kurz und bündig mit einem Lachen zusammen. Jede Schülerin und jeder Schüler konnte drei favorisierte Workshops benennen, zusammen mit den Lehrerinnen und Lehrern sowie der Schulsozialarbeit verteilte der Respekt Coach dann die jungen Leute auf die einzelnen Workshops. Nicht jeder kam logischerweise in seinem absoluten Favoriten unter, „aber am Ende waren doch alle zufrieden nach ihrem Workshop“, hält Mohamed El Jaouhari fest. Das hätten ihm auch die Rückmeldungen aus der Schülerschaft gezeigt.

So meint etwa eine Schülerin, die einen Workshop zum Thema Kinderrechte besucht hatte, auf die Frage, was sie gelernt habe: „Dass Kinder Pflichten und Rechte haben und Erwachsene nicht alles machen können, was sie wollen.“ Und auch eine Lehrkraft weiß zu berichten, dass bei den Jugendlichen ganz offensichtlich etwas hängengeblieben ist: „Ein Schüler gab direkt bei einem Konflikt am nächsten Tag den Vortrag über freie Meinungsäußerung wider“, berichtet sie mit einem Schmunzeln.

 

Evaluation bringt Erkenntnisse für die Zukunft

Jeder Workshop wurde von zwei Lehrkräften begleitet - auch, um nach dem Tag zu schauen, welches Angebot sich gelohnt hat und wo es vielleicht noch Möglichkeiten zur Verbesserung geben könnte. Mohamed El Jaouhari selbst hatte an diesem Tag nur die Möglichkeit, kurz in die einzelnen Workshops reinzuschauen. Umso wichtiger war auch für ihn die Evaluation der Angebote gemeinsam mit den Lehrerinnen und Lehrern im Nachgang. Auch bei der Erarbeitung des Programms hatte er sich regelmäßig mit der Schulleitung und der Schulsozialarbeit abgestimmt.

In einem Film hielt die Schule den Tag der Vielfalt auch für Außenstehende fest.

 

Die Auswertung hilft dem Respekt Coach, einzuschätzen, welches der Angebote vom Tag der Vielfalt in Zukunft noch einmal an der Schule aufgegriffen werden könnte. Bei einigen Themen sei schon klar, dass sie noch einmal in dieser oder ähnlicher Form an der Schule behandelt werden sollen, sagt er. Für Mohamed El Jaouhari bot die Organisation des Tages der Vielfalt die Chance, Kontakt zu vielen Bildungsträgern, Vereinen und Ämtern zu bekommen. „Für mich war das ein sehr guter Türöffner für die weitere Arbeit an der Schule“, zieht er zufrieden Bilanz.

Die Schule hat den Tag der Vielfalt in einem Film festgehalten, der zeigen soll, welche Bandbreite das Thema Vielfalt bietet. Und der die berechtigte Hoffnung formuliert, dass jede Schülerin und jeder Schüler etwas von diesem Tag mitnehmen konnte, das ihr oder ihm in der Zukunft nützlich sein wird.

Ein Beitrag von:
Servicebüro Jugendmigrationsdienste; Fotos: JMD Wolfsburg
Veröffentlicht: 03.05.2023

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