Internationale Wochen gegen Rassismus
Vielfalt gegen Vorurteile: JMD Respekt Coaches zeigen Flagge
Sei es ein Kreativwettbewerb, eine Filmvorführung oder Fahrten zu einer Gedenkstätte: Die Sensibilisierung für das Thema Rassismus hat viele Formen. Mitarbeitende des Bundesprogramms JMD Respekt Coaches bewiesen das in den Internationalen Wochen gegen Rassismus 2022 mit ihren Angeboten an zahlreichen Schulen in ganz Deutschland. Eine Auswahl:
Als Melanie Metzger-Nikolic für ihre Kooperationsschule am Programm für die Internationalen Wochen gegen Rassismus arbeitete, hatte sie unter anderem „das Erstarken von Verschwörungsmythen und andere demokratiegefährdende Tendenzen im Hinterkopf.“ Die Respekt-Coaches-Mitarbeiterin des Jugendmigrationsdienstes (JMD) Trier hatte mit mehreren Klassen einer Berufsschule Fahrten in das ehemalige SS-Sonderlager Hinzert geplant. Dieses hatte im Zweiten Weltkrieg die Funktion eines „Durchgangslagers“ für Häftlinge aus verschiedenen Ländern, die dann weiter in Konzentrationslager wie Buchenwald gebracht wurden.
Mit dem russischen Krieg gegen die Ukraine „bekam die Frage ‚Was hat das alles noch mit uns zu tun?‘ eine ganz neue Relevanz“, sagt Melanie Metzger-Nikolic. „Krieg ist nicht mehr weit weg und vergangen, sondern vor unserer Haustür.“ Themen wie Propaganda und Unterdrückung der Meinungsfreiheit waren plötzlich mit Blick auf Russland wieder sehr aktuell. Und boten gute Anknüpfungspunkte, um die Schülerinnen und Schüler für menschenverachtendes und diskriminierendes Verhalten zu sensibilisieren. Mit Erfolg: Er sei zuvor schon in Hinzert gewesen, berichtet Eric, Berufsschüler im Bereich Gestalter für visuelles Marketing. „Es war jetzt ganz anders, darüber nachzudenken. Ich konnte mich heute viel besser in manche Situationen hineinfühlen.“
Zusammen mit Georg Mertes vom Förderverein der Gedenkstätte Hinzert und Lehrkräften bereitete Melanie Metzger-Nikolic die Jugendlichen in ihren Klassen auf die Fahrt vor, auch eine Nachbereitung stand auf dem Programm. Ihr Fazit: „Das Interesse der Schülerinnen und Schüler, ihre lebhaften Diskussionen und tiefgehenden, teilweise lebensweisen Fragen haben uns alle sehr beeindruckt.“
Sticker-Wettbewerb als kreativer Zugang
Jugendliche entwarfen bunte Sticker gegen Rassismus.
Einen kreativen Zugang zum Thema Rassismus wählte Respekt-Coaches-Mitarbeiterin Pia Tober in Schwerin. Im Rahmen eines kleinen Wettbewerbs konnten Schülerinnen und Schüler von drei Schulen Sticker gegen Rassismus entwerfen. Die Sticker wurden zusammen mit einem Kooperationspartner an zwei Tagen auf dem Schulhof einer Schule vorgestellt, rundherum gab es weitere Möglichkeiten, sich mit dem Thema zu beschäftigen.
Dazu gehörte zum Beispiel ein spielerischer Check der eigenen Privilegien, verbunden mit der Aufforderung, darüber nachzudenken: „Dass manche Menschen diese Privilegien nicht haben, finde ich…“, lautete die Vorgabe. Antworten der Schülerinnen und Schüler darauf: „… schlimm. Jeder ist gleich.“ Oder: „Es juckt keinen, wie du aussiehst. Denk daran, wie du dich fühlen würdest.“
Ziel der Angebote war auch hier, einen Austausch zum Thema Rassismus anzuregen. Das habe auch gut geklappt, berichtet Pia Tober. „Es ist wichtig, dass man über das Thema ins Gespräch kommt und die Schülerinnen und Schüler ihre Meinung dazu loswerden können.“ Für Pia Tober sind die Internationalen Wochen gegen Rassismus ein wichtiger Anknüpfungspunkt. Auch im kommenden Jahr möchte sie zu diesem Anlass wieder etwas auf die Beine stellen.
Escape-Room-Aufgabe zum Thema Extremismus
Bei einer Escape-Room-Aufgabe galt es, einen Extremismus-Verdacht zu enträtseln.
Ein vielfältiges Programm stellte auch Teresa Zacharias, Mitarbeiterin des JMD Celle im Programm Respekt Coaches, in Zusammenarbeit mit ihrer Schule auf die Beine. Durch die Filmvorführung eines Theaterstückes, Workshops und ein Escape-Room-Spiel setzten sich die Jugendlichen an der berufsbildenden Schule eine ganze Woche lang mit den Themen Rassismus, Extremismus, Populismus und Zivilcourage auseinander.
Bei der Escape-Room-Aufgabe ging es darum, mit Hilfe von Hinweisen zu rekonstruieren, in welche Form des Extremismus ein junger Mensch abgeglitten sein könnte. Und dabei auch die eigenen Vorurteile und oftmals zu einfachen Schlussfolgerungen zu hinterfragen. So sei zum Beispiel der Koran als Hinweis auf eine mögliche islamistische Radikalisierung interpretiert worden, was aber mit der Realität nichts zu tun habe, sagt Teresa Zacharias. „Das war für viele ein richtiger Augenöffner.“
Die Schülerinnen und Schüler bekamen außerdem die Möglichkeit, aus erster Hand zu erfahren, wie schnell ein Mensch in die rechtsextreme Szene abgleiten kann: Ein ehemaliger Neonazi erzählte den Jugendlichen die Geschichte seiner Radikalisierung wie auch seines geglückten Ausstiegs aus dem Rechtsextremismus. „Ein sehr authentischer Bericht, der die Jugendlichen richtig gepackt hat“, berichtet Teresa Zacharias. Der Vortrag habe die Schülerinnen und Schüler auch Tage später noch stark beschäftigt.
Anti-Rassismus-Film als Diskussionsgrundlage
Ein Infostand bot in Fürth Material zum Thema Rassismus.
Respekt Coaches des JMD Fürth zeigten an ihren Kooperationsschulen einen Film, der sich mit dem Thema Alltagsrassismus auseinandersetzt. Anschließend suchten die beiden Mitarbeiterinnen Dorothee Griehl und Laura Ensinger die Diskussion mit den Schülerinnen und Schülern. „Viele sind dadurch ins Grübeln gekommen, was sie bei sich selbst ändern können“, berichtet Dorothee Griehl. Ein Informationsstand in der Schule bot den Jugendlichen weitere Möglichkeiten und Materialien, um sich mit dem Thema Rassismus zu beschäftigen.
Die Internationalen Wochen gegen Rassismus finden jedes Jahr rund um den 21. März statt. Bundesweit gibt es in dem Rahmen zahlreiche Veranstaltungen, unter dem diesjährigem Motto „Haltung zeigen“ sind es erstmals über 2.000. Mehr zu den Internationalen Wochen gegen Rassismus 2022 findet sich hier.
- Mehr über den JMD Trier (Caritasverband Trier)
- Mehr über den JMD Schwerin (Sozial-Diakonische Arbeit – Evangelische Jugend)
- Mehr über den JMD Fürth (Internationaler Bund e.V.)
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- Mehr über die Jugendmigrationsdienste
Servicebüro Jugendmigrationsdienste
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