Digitale Formate müssen gelernt sein
Respekt Coaches in Fortbildung „How to Web-Seminar“
Wo liegen Möglichkeiten und wo Grenzen von Onlineangeboten in der politischen Bildung? 20 Respekt Coaches nahmen an einem Online-Seminar der Bundesarbeitsgemeinschaft Religiös begründeter Extremismus (BAG RelEx) teil, um sich zu digitalen Methoden fortzubilden. Das Erlernte geben sie als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren an ihre Kolleginnen und Kollegen im Programm weiter.
Die aktuellen Entwicklungen um das Coronavirus bedeuten auch für alle Mitarbeitenden im Bundesprogramm Respekt Coaches eine Umstellung der gewohnten Arbeitsprozesse. Arbeitsgruppen, Workshops und Ausflüge sind momentan kaum oder nur unter starken Einschränkungen möglich. Dementsprechend müssen andere Formate gefunden und genutzt werden, um mit Schülerinnen und Schülern, Kolleginnen und Kollegen sowie Partnern der politischen Bildung in Kontakt zu bleiben.
Aus diesem Grund nahmen 20 Respekt Coaches der vier Trägergruppen der Jugendmigrationsdienste an einer Online-Fortbildung für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren zum Thema „How to Web-Seminar: Zur Durchführung von digitalen Formaten“ teil. Hier erfuhren sie, wie sie in Zeiten von Schulschließungen und Kontaktverboten mit ihren Zielgruppen in Kontakt bleiben und selbst digitale Angebote planen und durchführen können. Das Erlernte geben sie im Anschluss an die rund 200 Kolleginnen und Kollegen im Programm Respekt Coaches weiter. Realisiert wird dies beispielsweise in wöchentlichen Videokonferenzen, die einige der Zentralstellen anbieten und die einen Raum für Wissenstransfer und Austausch darstellen.
Erfahrungsaustausch und aktuelle Projektbeispiele
Charlotte Leikert und Rüdiger José Hamm von der BAG RelEx gaben den Respekt Coaches einen theoretischen Input zu Chancen und Herausforderungen digitaler Formate und berichteten über die Erfahrungen mit Videokonferenzen, welche die BAG RelEx seit Herbst 2018 sammelt. Sie gaben Hinweise zum Aufbau von Web-Seminaren und zur Verwendung der Technik, machten Vorschläge für die Gestaltung der Kommunikation und gaben Tipps für den Einsatz von Input und Moderation.
Im Anschluss daran tauschten sich die Teilnehmenden über eigene Erfahrungen aus und diskutierten die Fragen: Wie können Schülerinnen und Schüler über digitale Formate nachhaltig angesprochen werden? Über welche Zugänge verfügen die Jugendlichen? Wie können Motivation und freiwillige Teilnahme erreicht werden?
In diesem Rahmen stellten einige Kolleginnen und Kollegen ihre Erfahrungen mit der Verwendung digitaler Tools und Formate bei Jugendlichen im Programm Respekt Coaches vor: Mit dem Podcast-Format „Quaranteens – Lasst uns (online) reden“ konnten beispielsweise Respekt Coaches des JMD Nürnberg ihre Jugendlichen während der Corona-Krise außerhalb der Schule erreichen und auf diese Weise mit ihnen zu Themen in den Austausch treten, die die jungen Menschen momentan beschäftigen.
Auch Respekt Coaches der Jugendmigrationsdienste Heidenheim, Chemnitz und Schwerin haben auf Grund der Schulschließungen mit unterschiedlichen Formaten experimentiert. Sie nutzten beispielsweise die Plattform Instagram, um mit ihren Schülerinnen und Schülern in Kontakt zu bleiben, kleine Inputs zu aktuellen Themen zu geben und auf andere Gruppenangebote aufmerksam zu machen. Der JMD Bremen erstellte eine Werbekampagne zum Thema „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, über die er Filme, Verlinkungen und Projektergebnisse teilt und verbreitet.
Individuelle Entscheidung über „richtige“ Plattform
Darüber hinaus wurden in der Fortbildung nützliche Hinweise zum Datenschutz bei der Durchführung von Online-Formaten gegeben. Welche Anbieter digitaler Plattformen für die Bildungsangebote der Respekt Coaches verwendet werden sollten, lässt sich aus Sicht der Referierenden pauschal jedoch nicht beantworten. Jedes Bundesland und jeder Bildungsträger verfüge über eigene Vorgaben und jede Schule darüber hinaus über unterschiedliche Ausstattungen. Wichtig sei es, im Vorfeld die Vor- und Nachteile eines jeden Anbieters abzuwägen, den jeweiligen Kontext einzubeziehen und alle Akteurinnen und Akteure sowie Gruppen mitzudenken.
Vernetzung, Austausch und Inspiration
Obwohl die Schulen nun Schritt für Schritt wieder öffnen, wird der Bedarf an digitalen Bildungsangeboten für junge Zielgruppen in Deutschland zukünftig weiter wachsen. Auch wenn digitale Formate die Beziehungsarbeit und den direkten persönlichen Kontakt mit den jungen Menschen nicht ersetzen können, werden sie doch das Angebot an Bildungsformaten im Rahmen der politischen Bildung erweitern. Darauf werden sich die Respekt Coaches vorbereiten und weiter qualifizieren. Sie nutzen die Impulse aus der Fortbildung und lassen sich davon für die eigene Arbeit und die eigenen Zielgruppen inspirieren.
Um den Respekt Coaches in Corona-Zeiten nicht nur zu den Methoden, sondern auch weiter zu den Inhalten ihrer Arbeit Fortbildungen anzubieten, organisiert die trägerübergreifende Fachstelle derzeit weitere Web-Seminare zu Themen wie Verschwörungstheorien, Rassismus und Extremismusprävention mit ausgewählten Trägern der politischen Bildung.
Fachstelle JMD Respekt Coaches / Servicebüro Jugendmigrationsdienste