JMD Respekt Coaches meets Rapagoge
Rap-Projekte in Cuxhaven für mehr Zusammenhalt in der Klasse
Im Rahmen des JMD-Programms Respekt Coaches wurden zwei Rap-Projekte mit Schülerinnen und Schülern der 9. Klasse organisiert. Thematisch ging es unter anderem um ein gesundes Klassenklima und Respekt. Innerhalb kürzester Zeit entstanden professionelle Aufnahmen und fertige Songs – und die können sich hören lassen.
Das Klassenklima zu verbessern und den Zusammenhalt trotz aller Unterschiede untereinander zu stärken, das waren die Hauptziele des Projekts, die sich Dorota Mrusek und Daniela Fontein vorgenommen hatten. Die beiden arbeiten im JMD-Programm Respekt Coaches in Cuxhaven, seit 2018 gehört die Hauptschule in Süderwisch zu den Kooperationsschulen an dem Standort. „Wir haben in der Vergangenheit bereits Theaterprojekte an der Schule durchgeführt“, erzählt Dorota Mrusek. „Rap war mal was anderes und stellt einen erleichterten Zugang zu den Schülerinnen und Schülern dar. Vor allem hat uns die Idee überzeugt, dass am Ende ein Song entsteht, der den Jugendlichen selbst gehört, an dem sie eigene Rechte haben.“
Für die Rap-Projekte arbeiteten die JMD-Mitarbeitenden mit der Who Am I Creative Academy aus Mannheim zusammen. Die sogenannten Rapagogen realisierten dabei an jeweils zwei Tagen mit einer gesamten Klasse einen Workshop mit professioneller Aufnahme. Insgesamt waren 21 Jugendliche der 9. Jahrgangsstufe beteiligt.
Darüber schreiben, was einen bewegt
Der musikalische Auftakt, bei dem die Rapagogen das Projekt mit einem Kick-Off Konzert vorstellten, sorgte für die nötige Motivation der Schülerinnen und Schüler. Danach ging es darum, Beats auszuwählen, auf die der spätere Text gerappt werden sollte. „Das war ein richtig demokratischer Prozess“, erklärt Mrusek das Vorgehen. „Die Trainer haben Vorschläge gemacht, durch ‚Daumen hoch‘, ‚Daumen runter‘ wurde abgestimmt.“ Anschließend sollten sich die Jugendlichen Gedanken darüber machen, welche Inhalte sie in die Songs einfließen lassen möchten. „Die Botschaft der Rapagogen war, darüber zu schreiben, was die Jugendlichen bewegt. Der Text sollte authentisch sein. Oft ging es dann um unsere Schule oder wie wir in unserer Kleinstadt leben.“
Den JMD-Mitarbeitenden war es wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler eigenständig arbeiten konnten. Inhaltlich haben sie sich daher zurückgehalten, waren aber zu jeder Zeit für die jungen Menschen da und unterstützten bei Bedarf. Ihre Rolle bestand insbesondere darin, für einen reibungslosen Ablauf der Workshop-Tage zu sorgen. „Die Arbeitsatmosphäre war sehr gut“, so Dorota Mrusek und beobachtete weiter: „Diejenigen, die am Anfang ruhiger waren, wurden im Laufe des Projekts offener.“
Die Textarbeit erfolgte in mehreren Kleingruppen, die jeweils eine Strophe herausarbeiteten. Mit Unterstützung der Rapagogen waren am Ende des ersten Tages alle Texte rundgeschliffen.
Rappen im mobilen Aufnahmestudio
Professionell musikalisch wurde es am zweiten Tag, an dem ein mobiles Aufnahmestudio aufgebaut wurde. In Kleingruppen verewigten die Teilnehmenden ihre eigenen Zeilen am Mikrophon. „Dass fast alle Schülerinnen und Schüler Text eingesungen haben, das hat mich wirklich erstaunt“, freut sich Dorota Mrusek rückblickend.
Während eine Gruppe im Aufnahmestudio performte, fand in einem anderen Raum eine Gesprächsrunde statt. Als Grundlage dienten unter anderem verschiedene Musikvideos aus der Arbeit der Who Am I Creative Academy, gleichzeitig konnten die Schülerinnen und Schüler eigene Themen einbringen. „Es ging zum Beispiel um das Klassenklima und was ich damit zu tun habe, um Diversity, Gender und Respekt. Das sind alles Themen, die auch von uns vermittelt werden. Im Unterricht bleibt dafür einfach keine Zeit“, erzählt die Respekt-Coaches-Mitarbeiterin und sagt, dass solche Projekte wichtig seien. „Wir konnten viele Diskussionen anregen und bei einigen Themen auch in die Tiefe gehen, da kam einiges hoch.“
Drei Songs in zwei Tagen
Das Gruppenangebot habe sich bewährt, sei perfekt für die Jugendlichen zugeschnitten worden und die Rapagogen konnten die jungen Menschen sehr gut abholen und motivieren. Besonders beeindruckt war Dorota Mrusek von dem Engagement zweier Schüler, die nachmittags noch freiwillig an einem zusätzlichen Song gearbeitet haben. „Die zwei Jungs machen auch in ihrer Freizeit Rap. Und das Projekt hat dann den Anstoß gegeben, dass sie sich auch getraut haben, einen Song aufzunehmen.“ Der Song „Leb, Junge, leb“ kann sich hören lassen.
"Uns fehlt die Erkenntnis, dass auch der Gegner ein Mensch ist
Nimm die Feder und erkenne, diese Fehler sind menschlich
Manchmal liegen wir daneben, aber das ist verständlich
Sei nicht ängstlich, schau nach vorn und geh deinen Weg."
Auch auf die entstandenen Klassensongs „Träume“ der 9a und „Ich blick dich“ der 9b sind die Schülerinnen und Schüler stolz. Und nicht nur sie. „Wir sind selbst schwer begeistert“, freuen sich die Mitarbeiterinnen des JMD Cuxhaven. Die Klassensongs werden nun hin und wieder schulintern über die Lautsprecheranlage vorgespielt.
Wichtige Abwechslung zum tristen Alltag
Positives Feedback zu den Workshop-Tagen gab es von allen Beteiligten. „Auch die Lehrerinnen sehnen sich gerade nach schönen Erlebnissen. Es sind zwar zum Teil schwere Themen, aber die Angebote sind eine Abwechslung zum tristen Alltag oder Lehrplan, sie sind etwas Schönes“, so Mrusek. „Vor allem in diesen Zeiten müssen die Jugendlichen Aufmerksamkeit bekommen und muss das Soziale gestärkt werden.“
Nach der erfolgreichen Durchführung an der Hauptschule führten Dorota Mrusek und Daniela Fontein das Projekt mit den Rapagogen auch an ihrer zweiten Kooperationsschule, den BBS Cuxhaven, durch und machten hier ebenso positive Erfahrungen.
Projektpausen scheint es beim Jugendmigrationsdienst Cuxhaven nicht zu geben. So hat der JMD erst vor einigen Monaten mit drei weiteren kreativen Beiträgen beim JMD-Wettbewerb 2021 teilgenommen und es mit seinem Fotoprojekt zur Biographiearbeit unter die Top 10 geschafft.
Audiobeitrag
JMD Cuxhaven / Servicebüro Jugendmigrationsdienste
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